Seit einigen Jahren vermarktet Kabel Deutschland Zugänge zum Internet, die über eine Geschwindigkeit von 100 Mbit/s im Downstream und 6 Mbit/s im Upstream beworben werden. Aber kann Kabel Deutschland diese Geschwindigkeiten auch wirklich zur Verfügung stellen? Und wie sieht es mit der sonstigen Qualität des Internetanschlusses bei Kabel Deutschland aus: Wie schnell laden Webseiten, wie sind die Ping-Zeiten?
Daran, dass tatsächlich die 100 Mbit/s erreicht werden, gibt es berechtigte Zweifel – in erster Linie liegt das am technischen Aufbau von Kabelanschlüssen, bei der sich viele Anschlüsse die verfügbare Bandbreite teilen müssen, was zu Hochzeiten zu starken Geschwindigkeitsbeeinträchtigungen führen kann.
Da ich seit mehreren Jahren über einen solchen Anschluss verfüge (nach einem Umzug mittlerweile bereits in zwei verschiedenen Städten), wollte ich einmal die Qualität des Internetzugangs genauer unter die Lupe nehmen.
Zusammenfassung: Die meiste Zeit erreicht der Anschluss tatsächlich die beworbene Geschwindigkeit, sowohl im Down- als auch im Upstream. Es gibt lediglich kleinere Abweichungen und ganz wenige wirklich starke Ausreißer. Es gibt jedoch bei anderen Messwerten – wie Latenz (Ping) und der Ladegeschwindigkeit von Webseiten – tagesabhängig recht starke Schwankungen.
Messung des Internetanschlusses mit SamKnows
Man kann die Geschwindigkeit seines Internetzugangs natürlich mit einfachen Tools grob bestimmen, wie z. B. speedtest.net. Hier ein Screenshot der Messwerte von Speedtest für diesen Anschluss bei Kabel Deutschland:
Die Messung mit speedtest.net ist jedoch stark vereinfacht, da sie nur drei Messwerte abbildet, und stellt auch nur eine Momentaufnahme dar (es wird immer nur eine Messung manuell angestoßen).
Wenn man etwas mehr wissen will und auch Daten über einen längeren Zeitraum und zu verschiedenen Tageszeiten erheben will, kommt man also nicht um ein anderes Tool herum. Eine Möglichkeit dafür ist “SamKnows”.
Seit mehreren Jahren führt die Europäische Kommission eine Untersuchung zu den tatsächlichen Bandbreiten durch. Diese Studien werden durch den Messdienstleister “SamKnows” durchgeführt. Man kann sich bei SamKnows registrieren, bekommt dann kostenlos eine sogenannte “Whitebox” zugeschickt. Diese schließt man an erste Position hinter das Kabelmodem (im Fall eines Internetzugangs über TV-Kabel) an. Die Box misst regelmäßig verschiedene Werte und sendet diese an den Anbieter.
Unten nun einige Ergebnisse aus einem SamKnows Report für einen Kabeldeutschland-Internetanschluss, der mit 100 Mbit/s Downstream sowie 6 Mbit/s Upstream vermarktet wird (“Kabeldeutschland Internet & Telefon 100”). Alle Werte sind für den kompletten Monat November 2014.
Downstream
Der Downstream, d. h. die Geschwindigkeit, mit der Daten aus dem Netz geladen werden, lag im Monatsdurchschnitt mit 100,21 Mbit/s sogar ein bisschen über dem vermarkteten Wert. Der Maximalwert liegt sogar bei 102,61 Mbit/s. Einmal im Monat wurde ein sehr niedriger Minimalwert von 61,70 Mbit/s im Downstream gemessen.
- Monatsdurchschnitt: 100,21 Mbit/s
- Maximalwert: 102,61 Mbit/s
- Minimalwert: 61,70 Mbit/s
- Standardabweichung: 3,98 Mbit/s
In der Detailansicht der Downstream-Messwerte kann man sehen, dass es insgesamt 3 starke Abweichungen des Messwertes nach unten gab:
Upstream
Der Upstream, d. h. die Geschwindigkeit, mit der Daten ins Internet hochgeladen werden, lag im Monatsdurchschnitt mit 6,11 Mbit/s ganz leicht über dem vermarkteten Wert von 6 Mbit/s. Der Minimalwert war 5,83 Mbit/s, der Maximalwert 6,30 Mbit/s.
- Monatsdurchschnitt: 6,11 Mbit/s
- Maximalwert: 6,30 Mbit/s
- Minimalwert: 5,83 Mbit/s
- Standardabweichung: 0,05 Mbit/s
In der Detailansicht der Upstream-Messwerte kann man sehen, dass es keine starken Abweichungen des Messwertes nach unten gab:
Latency
Die Latency, allgemein auch oft als “Ping-Zeit” bezeichnet, beschreibt, wie lange ein Datenpaket braucht, um vom Internetanschluss aus an einem bestimmten Server im Internet anzukommen. Diese lag im Monatsmittel bei 13,07 ms.
- Monatsdurchschnitt: 13,07 ms
- Maximalwert: 38,40 ms
- Minimalwert: 10,49 ms
- Standardabweichung: 1,85 ms
Im nächsten Diagramm, der Detailansicht der Latenz-Werte über den gesamten Monat, sieht man einige interessante Dinge:
- Die Abweichungen vom Mittelwert sind stark, aber selten
- Die Latenz ändert sich ab und an, hält dann jedoch den Wert für einen längeren Zeitraum recht konstant bei (zumindest in der 2. Monatshälfte)
- Es sind charakteristische “Tageskurven” zu erkennen, dazu mehr im Diagramm weiter unten.
Das folgende Diagramm zeigt noch einmal die Latenz, jetzt aber die Durchschnittswerte eines Monats bezogen auf die einzelnen 24 Stunden des Tages.
Hier kann man einen klaren Trend erkennen:
- In den Abendstunden, ab 18 Uhr, geht die Latenz ein Stück nach oben. In den Morgenstunden (8 Uhr) ist sie am niedrigsten.
- Das Diagramm täuscht auf den ersten Blick etwas, betrachtet man die genauen Werte sind die Unterschiede von Minimalwert, Durchschnittswert und Maximalwert relativ gering: Der Maximalwert ist nur 3% schlechter als der Minimalwert
DNS Response Time
Unter DNS Response Time wird gemessen, wie lange es dauert, bis ein Domain-Name (z. B. www.test.de) über das DNS-System in eine IP-Adresse (z. B. 10.5.1.100) aufgelöst wird. Diese muss möglichst kurz sein, da beim Internetsurfen ständig Domain-Namen aufgelöst werden müssen – für jeden Seitenaufruf teilweise dutzende Mal, je nach Komplexität der Seite.
- Monatsdurchschnitt: 8,6 ms
- Maximalwert: 74,63 ms
- Minimalwert: 3,97 ms
- Standardabweichung: 1,88 ms
Zunächst im folgenden Diagramm einmal die Monatsübersicht, man sieht hier:
- Es gibt einige deutliche Abweichungen
- Die meisten Messwert liegen jedoch in einem recht engen Bereich von ca. 7-10 ms
Der durchschnittliche Messwert je Stunde wird im folgende Diagramm dargestellt. Genau wie bei der Latenz (s. o.) kann man auch bei der DNS Response Time sehen, dass diese tagesabhängig schwankt:
- Die Minimalwerte gibt es tief in der Nacht und den frühen Morgenstunden (2 Uhr, 5 Uhr).
- Im Tagesverlauf steigt die DNS Response Time immer weiter an, am schlechtesten ist sie um 16 Uhr, 19 Uhr, und 21 Uhr.
- Die Schwankungen sind nicht riesig, liegen aber vom kleinsten (besten) zum größten Wert bei immerhin 13%.
Website Load Times
Mit Website Load Times bezeichnet Samknows einen Test, bei der die Ladegeschwindigkeit einer (Test-) Webseite gemessen wird.
Als erstes einmal die Übersicht aller Messwerte. Hier sieht man, dass es eine ganze Reihe Abweichungen nach oben gibt (ein extremer Ausreißer ist nicht im Diagramm dargestellt). Die Werte:
- Monatsdurchschnitt: 0,70 s
- Maximalwert: 16,22 s
- Minimalwert: 0,31 s
- Standardabweichung: 0,64 s
Auch bei den gemessenen Ladezeiten einer Website sieht man im folgenden Diagramm, dass es im Tagesverlauf starke Schwankungen gibt:
- Minimalwerte um 2, 3 und 5 Uhr
- Im Tagesverlauf stetige Steigerung
- Maximalwerte um 16, 17, 21 und 23 Uhr
- Der Durchschnitts-Maximalwert um 23 Uhr weicht sehr stark vom Minimalwert ab (fast 50% längere Ladezeit, ca. 0,63 s zu 0,9 s).
- Auch im Vergleich zum Monatsdurchschnitt von 0,7 s ist die durschnittliche Ladezeit um 23 Uhr mit 0,895 s ca. 28% länger. Das ist ein deutlicher Unterschied.
Zusammenfassung
Wie bereits eingangs kurz beschrieben: Die meiste Zeit erreicht der Internetanschluss von Kabel Deutschland tatsächlich die beworbene Geschwindigkeit, sowohl im Down- als auch im Upstream. Es gibt lediglich kleinere Abweichungen und ganz wenige wirklich starke Ausreißer.
Es gibt jedoch bei anderen Messwerten – wie Latenz (Ping) und der Ladegeschwindigkeit von Webseiten – tagesabhängig recht starke Schwankungen. Ob diese am Anschluss (und an dessen Auslastung durch andere Nutzer) selbst liegen oder an Faktoren, auf die Kabel Deutschland keine Einflüsse hat, ist jedoch nicht klar.
Interessant wäre der Vergleich mit anderen Providern, z. B. Deutsche Telekom mit VDSL 50 oder 100. Falls jemand Samknowns nutzt, bitte ich, mir einen Auswertung davon zur Verfügung zu stellen (bitte hinterlasst einen Kommentar oder benutzt das Kontaktformular).