Ich möchte hier kurz betrachten, wie leistungsfähig ein Vodafone Kabel-Internetanschluss mit (beworbenen) 200 Mbit / 12 Mbit (up/down) in der Realität sein kann. Dies zeige ich anhand verschiedener gemessener Werte, z. B. der Download-Geschwindigkeit.
Im Dezember 2014 habe ich den Post Kabel Deutschland: Wirklich 100 Mbit/s veröffentlicht, in dem ich darauf einging, wieviel von der beworbenen Internetgeschwindigkeit an einem Vodafone Kabelanschluss in einer Innenstadtlage tatsächlich ankommt.
In der Zwischenzeit wurde ich von Vodafone ungefragt auf einen Anschluss mit 200 Mbit/s hochgestuft. Aus diesem Grund dachte ich, dass eine erneute Analyse der Daten interessant sein könnte. Auch einen Vergleich mit den Messwerten aus 2014 – an derselben Adresse – ziehe ich an verschiedenen Stellen.
Zur Messung der Geschwindikeit verwende ich weiterhin die Box von Samknows, die per Gigabit-Ethernet direkt mit dem Kabelrouter von Vodafone verbunden ist, und ständig eine Vielzahl von Parametern misst.
Im folgenden betrachte ich die Leistungsfähigkeit im Monat Dezember 2017 (Messzeitraum 1.12.-28.12.)
Download-Geschwindigkeit
Der Downstream, d. h. die Geschwindigkeit, mit der Daten aus dem Netz geladen werden, lag im Monatsdurchschnitt bei 161 Mbit/s.
- Monatsdurchschnitt: 161 Mbit/s
- Maximalwert: 197 Mbit/s
- Minimalwert: 0,062 Mbit/s
- Minimalwert ohne Ausreißer: 71,3 Mbit/s
- Standardabweichung: 39,3 Mbit/s
Im Diagramm der einzelnen Messungen kann man sehen, dass es viele Messungen gibt, die deutlich unter der beworbenen Geschindigkeit liegen. Unter 70 Mbit/s gibt es jedoch nur 3 Ausreißer, d. h. > 99% der Messungen liegen oberhalb von 70 Mbit/s.
Betrachtet man die Downstream-Geschwindigkeit im Stundendurchschnitt über einen Monat, sieht man, dass sie Morgens mit dem höchsten Wert beginnt, dann jedoch bis 21:00 kontinuierlich abnimmt. Krass beschleunigt diese Abnahme der Geschwindigkeit ab 18:00 (165 Mbit/s) bis 21:00 (130 Mbit/s). Verursacht wird das ganz einfach durch die stärkere Nutzung der anderen Kunden von Vodafone Kabel in der zweiten Tageshälfte.
Die starke Schwankung der Downloadgeschwindigkeit an diesem Internet-Kabelanschluss bestätigt auch die starke Standardabweichung von 39,3 Mbit/s.
Anmerkung zu obigem Diagramm: Die Download-Geschwindigkeit wird nur zu folgenden Uhrzeiten gemessen: ca. 1:00, 7, 13, 18, 19, 20, 21, 22, ca. 23:00 (die Messung erfolgt nie genau zur vollen Stunde).
Downloadgeschwindigkeit – Vergleich mit 2014
Vergleiche ich die Downloadgeschwindigkeit aus 12/2017 mit den Werten aus 11/2014, fällt folgendes auf:
- Die Standardabweichung der Downloadgeschwindigkeit ist 2017 relativ gesehen fünfmal so groß (!!) wie 2014, d.h. die Schwankungen der Geschwindigkeit haben extrem zugenommen.
- Der Minimalwert 2014 lag relativ gesehen bei > 60% der Maximalgeschwindigkeit. 2017 liegt der Minimalwert bei ca. 35% der Maximalgeschwindigkeit. D. h. relativ zum gebuchten Vertrag bricht die Geschwindigkeit viel stärker ein.
Zusammengefasst bedeutet das im Vergleich zu 2014 sowohl eine deutlich gestiegene Schwankung der Geschwindigkeit als auch eine relativ gesehen viel niedrigere Minimalgeschwindigkeit – kein gutes Zeichen, Vodafone!
Upload-Geschwindigkeit
Der Upstream, d. h. die Geschwindigkeit, mit der Daten ins Internet hochgeladen werden, lag im Monatsdurchschnitt mit 12,3 Mbit/s ganz leicht über dem vermarkteten Wert von 12 Mbit/s.
- Monatsdurchschnitt: 12,3 Mbit/s
- Maximalwert: 12,8 Mbit/s
- Minimalwert: 0,17 Mbit/s
- Minimalwert ohne Ausreißer: 11,9 Mbit/s
- Standardabweichung: 0,83 Mbit/s
Im Diagramm der einzelnen Messungen kann man sehen, dass es lediglich 1 Ausreißer gab, d. h. > 99% der Messungen liegen oberhalb von 11,8 Mbit/s.
Der Upstream ist auch nicht abhängig von der Tageszeit.
Latenz / Ping
Die Latenz, allgemein auch oft als “Ping-Zeit” bezeichnet, beschreibt, wie lange ein Datenpaket braucht, um vom Internetanschluss aus an einem bestimmten Server im Internet anzukommen. Diese lag im Monatsmittel bei 21,5 ms.
- Monatsdurchschnitt: 21,5 ms
- Maximalwert: 66,1 ms
- Minimalwert: 16,2 ms
- Standardabweichung: 4,3 ms
Im nächsten Diagramm, der Detailansicht der Latenz-Werte über den gesamten Monat, sieht man einige interessante Dinge:
- bis auf eine ganze Reihe Ausreißer beträgt die Latenz meist unter 30 ms
- an den kleinen “Badewannen”-Kurven ist bereits in der Monatsansicht der Tagesverlauf erkennbar
Betrachtet man den Durchschnitt je Stunde über den gesamten Monat, ist der Verlauf über den Tag noch besser erkennbar. Die Latenz liegt bis 18/19:00 knapp über 20 ms und steigt dann stark an, um in der Spitze gegen 21:00 knapp 32 ms zu erreichen. Man kann hier wieder sehr gut erkennen, wie die stärkere Nutzung der anderen Vodafone-Kabel-Kunden am Abend das Netzwerk auslastet:
Anmerkung zum Diagramm: Im Unterschied zur Download-Geschwindigkeit (s. o.) wird die Latenz tatsächlich jede Stunde gemessen.
Latency – Vergleich mit 2014
Ähnlich wie beim Vergleich der Download-Geschwindigkeit mit den Werten von 2014 ist es auch bei der Latenz. In 2017 sehe ich:
- Deutlich gestiegener Monatsdurchschnitt: 13,07 ms (2014) zu 21,5 ms (2017)
- Deutlich höherer Maximalwert: 38,4 ms zu 66,1 ms
- Deutlich schlechterer Minimalwert: 10,5 ms zu 16,2 ms
- Deutlich größere Standardabweichung: 1,9 ms zu 4,3 ms
Wie bei der Download-Geschwindigkeit wirft dieser Vergleich kein gutes Licht auf Vodafone.
DNS-Antwortzeit
Unter DNS Response Time wird gemessen, wie lange es dauert, bis ein Domain-Name (z. B. www.test.de) über das DNS-System in eine IP-Adresse (z. B. 10.5.1.100) aufgelöst wird. Diese muss möglichst kurz sein, da beim Internetsurfen ständig Domain-Namen aufgelöst werden müssen – für jeden Seitenaufruf teilweise dutzende Mal, je nach Komplexität der Seite.
- Monatsdurchschnitt: 13 ms
- Maximalwert: 23,2 ms
- Minimalwert: 3,5 ms
- Standardabweichung: 2,3 ms
Betrachtet man den Durchschnitt je Stunde über den gesamten Monat, ist ersichtlich, dass die DNS-Antwortzeit Im Tagesverlauf steigt. Dieser Effekt ist jedoch nicht sehr stark, nämlich von knapp 12 ms als minimaler Stundendurchschnitt auf 14,5 ms als maximaler Stundendurchschnitt. Dies wieder in den Abendzeiten, verursacht durch die stärkere Nutzung anderer Kunden von Vodafone Kabel:
DNS-Antwortzeit – Vergleich mit 2014
Im Vergleich mit den Zahlen von 2014 fällt auf, dass:
- der Monatsdurchschnitt deutlich höher ist: 8,6 ms (2014) zu 13 ms (2017)
- der Maximalwert besser ist: 74,6 ms zu 23,2 ms
- die Standardabweichung deutlich gestiegen ist: 1,9 ms zu 2,8 ms
Insgesamt vielleicht keine dramatische Veränderung, jedoch dennoch eine sichtbare Verschlechterung auch dieses Leistungsindikators des Vodafone-Kabelanschlusses.
Zusammenfassung
Die tatsächlich gemessene Leistung an einem Vodafone Kabel-Internetanschluss mit 200 Mbit/s weicht beim Downstream zeitweise erheblich von der beworbenen Leistung ab. Dies liegt an der starken Ausnutzung der Netzwerkkapazitäten durch andere Kunden in den Abendstunden. Die anderen messbaren Parameter des Anschlusses schwanken bei weitem nicht so stark.
Im Vergleich mit 2014 fällt auf, dass verschiedene wichtige Leistungskennzahlen des Anschlusses deutlich schlechter geworden sind. Dies betrifft bei der Download-Geschwindigkeit die Schwankungsbreite sowie die minimal erreichbare Wert relativ zum gebuchten Tarif. Bei der Latenz sowie der DNS-Antwortzeit betrifft es neben der Schwankungsbreite auch die absolut gemessenen Werte.
Man kann nur hoffen, dass sich Vodafone hier zukünftig nicht noch weiter verschlechtert.
Weiterhin sehr interessant wäre der Vergleich mit anderen Providern, z. B. Deutsche Telekom mit VDSL 50 oder 100. Falls jemand Samknowns nutzt, bitte ich, mir einen Auswertung davon zur Verfügung zu stellen (bitte hinterlasst einen Kommentar oder benutzt das Kontaktformular).